Wolfgang Zimmermann
Die Ausstellung "Inspiration Moritzburg"-
Kunst im 20.Jahrhundert verknüpft Kulturlandschaft und Zeitgeschichte
Inspiration- das ist, wenn einem eine schwere Arbeit plötzlich ganz
leicht von der Hand geht...“, sagte der Dichter Janusz Korczak einmal
und meinte damit den Zustand nach der „großartigen Idee“.
Die Moritzburger Inspiration ist wohl eher eine Aufforderung an den Besucher,
sich anregen zu lassen von den Anregungen anderer. Die Kunst als Mittler
zu benutzen, um ein ganzes Jahrhundert im Rückblick betrachten zu
können. Dazu ist Moritzburg durchaus ein geeigneter Ort. War er doch
den Malernder Künstlergruppe „Brücke“ schon sehr
gelegen, setzte sich das fort über die Dekaden hinweg bis in die
Gegenwart.
Von Käthe Kollwitz bis Stephan Plenkers
Es sind nicht so sehr die bedeutenden Namen, die mit Moritzburg verknüpft
sind. Es ist vielmehr die reizvolle alte Kulturlandschaft, die ähnlich
wie die Lößnitzberge, das Elbtal und nicht zuletzt das barocke
Dresden Inspiration zuhauf zu geben wusste und weiß. Hat doch das
Wettiner-Geschlecht Moritzburg nicht zufällig als Ort der Erntspannung
und der prachtvollen Feste für sich entdeckt. In der ersten Hälfte
das 20. Jahrhunderts waren es u. a. Käthe Kollwitz, Theodor Rosenhauer
und Paul Wilhelm, die sich von Moritzburg inspirieren ließen. Später
kamen solche wie Hubertus Giebe, Eberhard Göschel oder Stephan Plenkers
hinzu. Nicht zu vergessen die, die direkt im Ort siedelten: die Maler
Karl Timmler, Erik Mailick, oder der Holzbildhauer Hans-Georg Annies.
Alfred Mailicks nachgelassene Bilder findet man im „Haus des Gastes“
auf der Schlossallee ausgestellt. Er malte einst stimmungsvolle ländliche
Romantik. In der Nachbarschaft mit Moritzburger Gegenwartskünstlern,
die Aquarelle, Acrylbilder, Zeichnungen und Gouachen zeigen, rückt
das Jahrhundert zusammen. Alfred Mailicks Sohn Erik ist mit seinen Jagd
und Naturbildern im Ausstellungsraum des Wildgeheges präsent. Zu
sehen sind die „Uhu-Balz“, der „Habicht mit Ente“
und nicht zuletzt Mailicks Dackel, an den sich die Ausstellung betreuende
Dame sogar gut erinnert. Moritzburg in der Kunst des 20.Jahrhunderts –
in Malerei, Grafik und Plastik- findet man dieser Tage im Schloss. In
vielen Handschriften, Techniken und unerschöpflich abwechslungsreichen
Motiven. Eine Kette bunter Wimpel quer über den Schlossteich schafft
die Verbindung des einen Ortes zum anderen, knüpft ein Band zum Rüdenhof
und zum dortigen „Disput im Himmel“. Drei Künstler –
Vertreter verschiedener Epochen-, ein Kunstprofessor, ein Kunstmakler
und ein Mann aus dem Volke disputieren auf der blauen Bank über die
Kunst. Eine Lupe vergrößert eine Briefmarke mit dem Aufdruck
„Kunst braucht einen Adressaten“. Der wird ganz gewiss das
Publikum sein, das in dieser Woche das Stück zum ausgestellten Foto-Roman
im Rüdenhof erleben kann.
Blaue Bank und Schwarzes Pferd
Und die Blaue Bank gibt es wirklich. Sie steht am Dippelsdorfer Teich
und bildet wohl so etwas wie den Abschluss der Inspirationen. Doch das
ist noch lang nicht alles, was Moritzburg in diesen Zeiten bietet. Das
„Schwarze Pferd“- der Rappe, der die Peripherie von Moritzburg
gleich mehrfach bewacht und den Besucher schon von weitem grüßt
– weist auf noch viele andere Inspirationen im Gesamtkunstwerk Moritzburg
hin. Man muss sie nur entdecken wollen. Das sommerliche Wetter hilft ganz
gewiss entscheidend dabei mit.
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